„Ich bin eine Visionärin“ – Porträt über Kim Gerlach, Geförderte der Deutschen Bildung
Zuerst sah es nach einem geradlinigen Weg aus: Das duale Bachelorstudium in International Business in einer großen Unternehmensberatung, für die Kim Gerlach viel im Ausland unterwegs war. Doch ein Aspekt fehlte der 26-Jährigen. Sie wollte ihrer Leidenschaft zum Thema Nachhaltigkeit folgen. „Am Anfang war es ein weiter Weg aus der Wirtschaft hin zur Nachhaltigkeit, aber dann habe ich auf meinem Blog kimgoeseko angefangen, kritisch über unsere Konsumgesellschaft zu schreiben“, erzählt sie.
Kim Gerlach. © Marta Miklinska
Ihr Weg: Nachhaltige Führung
Die Mainzerin wurde Teammitglied im Start-up Vino Kilo, das Vintage-Kleidung verkauft, aber das reichte ihr nicht. „Ich habe gemerkt, dass ich selbst nicht genug über Nachhaltigkeit weiß. Von meiner Persönlichkeit her, war mir klar, dass ich keine Aktivistin werden würde. Also habe ich mich für den Master Sustainable Leadership in Schweden entschieden.“
Das Studium in Malmö erweiterte Kims Horizont. Dort lernte sie Kommilitonen aus aller Welt kennen, mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Die hohen Lebenshaltungskosten waren jedoch eine große Belastung. „Über eine Freundin bin ich auf die Deutsche Bildung aufmerksam geworden und das Geld aus dem Studienfonds hat mir geholfen, die Lebenshaltungskosten in Schweden zu decken, neben meinem Job und dem Vollzeitstudium“, sagt Kim.
Ihr Ziel: Selbstständigkeit
Von projektbasierter Arbeit, über eine Teilzeitstelle, bis hin zur Freelancerin – Kim liebt die Abwechslung, hat aber ein Ziel fest vor Augen: Sie möchte zukünftig selbstständig sein. „Ich weiß, dass ich selbstständig arbeiten möchte, weil ich festgestellt habe, dass viele Unternehmen den Stellenwert von Nachhaltigkeit noch nicht begriffen haben. Ich denke, ich kann mich mehr durchsetzen, wenn ich selbstständig bin und mehr Einfluss auf unsere Gesellschaft habe“, erzählt sie.
Deutschland, Schweden, Spanien…Kim ist ständig unterwegs und weiß nie so genau, welchen Job sie wie lange machen wird und wo sie langfristig leben wird. „Momentan lebe ich in Schweden, weil es hier sehr schön ist, ich durch meinen Job Studenten helfen kann, nachhaltige Unternehmen aufzubauen und weil Schweden im Thema Nachhaltigkeit sehr weit ist, aber für immer werde ich hier nicht leben.“ Zusätzlich ist sie als Freelancerin tätig, betreibt ihren Blog und berät Unternehmen zum Thema Influencer Marketing. Inhaltlich am wohlsten fühlt sich Kim mit Kunden aus der Modebranche und hat eine klare Einstellung zu Mode: „Ich will keine neue Mode kaufen und mich durch Saisons und Trends beeinflussen lassen. Es gibt ja auch viele Labels, die nachhaltige Mode produzieren.“
Ihr Highlight: Fashion Weeks
Im Januar hatte Kim etwas ganz Großes vor. Sie durfte auf der Neonyt-Messe für nachhaltige Mode, die während der Berliner Fashion Week stattfand, Talks organisieren und moderieren. Dabei interviewte sie die erste Nachhaltigkeitsredakteurin der Vogue Australia, Clare Press. „Es ging vor allem darum, wie man den Wandel von „Fast Fashion“ zu „Slow Fashion“ in der Industrie voranbringen kann und dass wir alle Modeaktivisten sein können“, so Kim. Vielleicht also doch mehr Aktivistin, als gedacht?
Sie sieht sich selbst als Visionärin und möchte anderen jungen Menschen etwas mitgeben:
“Du musst dich fragen: Was ist deine Lebensvision? Wofür stehst du? Wo willst du sein? Glaub an dich! Viele Studenten sind nicht selbstbewusst genug, haben aber ein großes Potenzial. Ich bin der festen Überzeugung, dass man nur gut in dem ist, was einem wichtig ist und was uns nahe liegt.”